RCP-Szenarien

Eine Beschreibung der seit dem letzten IPCC-Sachstandsbericht (2013/14) verwendeten Standard-Szenarien findet man im Artikel „The representative concentration pathways: an overview“ (Van Vuuren et al., Climatic Change 109(1):5-31, August 2011). Die dort definierten Szenarien sollen den gesamten vorstellbaren Bereich von „sehr hohen“ bis „sehr niedrigen“ CO2-Emissionen überdecken.

  • RCP 8.5 ist ein Szenario mit sehr hohen Emissionen. Im Artikel „What Is Business As Usual?“ wird das 2014 von John Nielsen-Gammon so formuliert: „RCP8.5 comes in around the 90th percentile of published business-as-usual (or equivalently, baseline) scenarios, so it is higher than most business-as-usual scenarios. (van Vuuren et al. 2011a)“. In einem Nature-Artikel vom 29.1.2020 wird RCP 8.5 als „irreführend“ (misleading) bezeichnet und gefordert: „Stop using the worst-case scenario for climate warming as the most likely outcome — more-realistic baselines make for better policy“.
  • RCP 6.0 nimmt an, daß die jährlichen Emissionen im Vergleich zum derzeitigen Stand nur moderat steigen, vor allem aufgrund eines auf 10 Mrd. begrenzten Bevölkerungs­wachs­tums bei gleichbleibenden Pro-Kopf-Emissionen.
  • RCP 4.5 nimmt an, daß die Weltbevölkerung nur auf ca. 9 Mrd anwächst und daß die Pro-Kopf-Emissionen von zur Zeit ca. 5 t/Jahr bis 2080 auf 2,5 t/Jahr fallen.
  • RCP 2.6 ist ein Szenario mit extrem niedrigen Emissionen: Es wird angenommen, daß die Pro-Kopf-Emissionen von jetzt an stark sinken und 2080 den Wert 0 erreichen.

Hier wurde noch ein „weiter wie bisher“-Szenario 9.0 hinzugefügt, in dem unterstellt wird, daß sowohl die Wachstumsrate der Weltbevölkerung als auch die Pro-Kopf-Emissionen die Werte beibehalten, die sie seit ca. 50 Jahren haben: 1 Mrd mehr Menschen alle 12 Jahre und im Mittel ca. 5 t CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr.

In dem oben zitierten Überblick über die RCP-Szenarien (von Van Vuuren et al.) findet man auf Seite 17 die 4 Szenarien bzgl. der globalen Bevölkerungsentwicklung. Auf Seite 21 sind die den einzelnen Szenarien zugeordneten jährlichen CO2-Emissions-Verläufe abgebildet (in der Dimension GtC – mit dem Faktor 44/12 umzurechnen auf Gt CO2). Aus diesen Angaben kann man sich die jährlichen Pro-Kopf-Emissionen selbst ausrechnen.

Bevölkerungsentwicklung

Pro-Kopf-Emissionen

Die Szenarien RCP 8.5 und RCP 2.6 sind in dem Sinne extrem, daß beide unterstellen, daß sich die Pro-Kopf-Emissionen ab Mitte der 2020er Jahre ca. 50 Jahre lang deutlich vergrößern bzw. deutlich verkleinern.
In einem „Nature“-Artikel vom 29.1.2020 mit dem Titel „Emissions – the ‘business as usual’ story is misleading“ wird darauf hingewiesen, daß RCP 8.5 von einer Verfünffachung des Kohleverbrauchs bis 2100 ausgeht, einem Wert der oberhalb der abbaubaren Kohlevorkommen liegt: „Emission pathways to get to RCP8.5 generally require an unprecedented fivefold increase in coal use by the end of the century, an amount larger than some estimates of recoverable coal reserves“.

Im folgenden Bild werden die Pro-Kopf-Emissionen über den kumulierten Emissionen aufgetragen. Daraus wird deutlich, daß die Pro-Kopf-Emissionen bei 4 bis 5 t/Jahr liegen, seit die ersten 400 Gt CO2 emittiert wurden, und man kann auch erkennen, wieviel CO2 in den einzelnen Fällen bis 2100 emittiert werden.

Jährliche Emissionen

Kumulierte Emissionen

Aus dem Bild auf Seite 28 im IPCC-Report „Climate Change 2013 – The Physical Science Basis“, in dem die Temperatur-Anomalien über den kumulativen CO2-Emissionen aufgetragen sind, kann man ungefähr die vom IPCC berechneten kumulierten Emissionen ablesen, denen die hier vorausgesetzten kumulierten Emissionen weitgehend entsprechen:

Beim IPCC ist man jetzt schon fertig, denn aus den kumulierten Emissionen eines Szenarios kann man mit einer Division durch 1600 direkt eine IPCC-Temperatur­erhöhung ausrechnen.

Wer an der Vorhersagequalität des IPCC-Ansatzes zweifelt – siehe letzter Absatz im Text „Extrapolationen“ – und den Szenarien Temperaturen nach dem logarithmischen Ansatz T=3,1*ln(C/C0) zuordnen will, muß mit Hilfe des Bern Carbon Cycle Modells den Szenarien CO2-Konzentrationsverläufe zuordnen.