Bern Carbon Cycle Modell

Anfang 1996 publizierten F. Joos et al. (Bern) den Artikel „An efficient and accurate representation of complex oceanic and biospheric models of anthropogenic carbon uptake“, in dem der Abbau des Ausstoßes einer bestimmten CO2-Masse als eine Summe von 3 oder 4 abfallenden Exponentialfunktionen mit Zeitkonstanten zwischen wenigen und hunderten von Jahren beschrieben wird – siehe Bild:

Rückgang einer pulsartigen CO2-Emission in die heutige Atmosphäre auf Basis eines „Best Fits“ an das „Bern Carbon Cycle Modell“

Eine englische Version dieses Bildes findet man in der Publikation von J. Hansen et al. (2007) „Dangerous human-made interference with climate: a GISS modelE study“. Ebenfalls 2007 wurde das Bern Carbon Cycle Modell mit neuen Parametern in den IPCC Report „Climate Change 2007: The Physical Science Basis“ aufgenommen:

CO2(t) =(21.7 + 25.9*exp(-t/172.9) + 33.8*exp(-t/18.5) + 18.6*exp(-t/1.186)) (%)

Die Anwendung der Formel des Bern Carbon Cycle Modells besteht darin, für die CO2-Emission jedes Jahres j (j=1750, 1751, …) zu berechnen, wieviel davon nach t (t=0,1,2,…) Jahren noch übrig ist. Die anthropogene CO2-Masse m(x) in der Atmosphäre des Jahres x ist dann die Summe der Emissionen des Jahres x + die Summe aller nicht absorbierten CO2-Massen für die Vorjahre j < x, für die gilt j+t = x. Die CO2-Konzentration des Jahres x wird berechnet als C(x) = C0 + 0,128 * m(x).

Bestimmung der vorindustriellen CO2-Konzentration mit dem Bern Carbon Cycle Modell

Aus der Forderung, die Quadratsumme der Differenzen der Meßwerte Ci und der berechneten Werte C(i) = C0 + 0,128 * m(i) – wobei m(i) die im Jahr i laut Bern-CC-Modell in der Atmosphäre verbliebene anthropogene CO2-Massse ist – zu minimieren, ergibt sich eine Formel zur Berechnung von C0:

C0 = Mittelwert(Ci) – 0,128 * Mittelwert(m(i)) (Mittelwerte berechnet für i = 1959 .. x)

Für die ab 1959 vorhandenen Mauna-Loa-Meßwerte (siehe Link) ergibt sich mit den beiden Parametersätzen des Bern-CC-Modells folgende Grafik, in der C0 mit den jeweils bis zum Jahr x bekannten Meßwerten berechnet wurde:

Mit den IPCC-Parametern des Jahres 2007 wird C0 sehr stabil der Wert 295 ppm zugeordnet. Die Parameter des Jahres 1995 (aus der Publikation von J. Hansen) führen für die vorangehenden Jahre ebenfalls zu C0 ~ 295 ppm, bei Berücksichtigung von Meßwerten späterer Jahre zum nur leicht höheren Wert von 296 ppm.

Zum Test der Vorhersage-Qualitäten des Bern-CC-Modells wird in der folgenden Grafik dargestellt, welche CO2-Konzentration für das Jahr 2018 die beiden Bern-CC-Parametersätze im Jahr x vorhersagen, wenn nur Meßwerte bis zum Jahr x berücksichtigt werden. Über den gesamten Zeitraum von 60 Jahren liegen die Vorhersagen des 1995-Parametersatzes bis zu 2 ppm unter dem aktuellen Meßwert; die Vorhersagen des 2007-Parametersatzes liegen bis zu 0,8 ppm darüber.

Schlußfolgerung: Das Bern-CC-Modell berechnet die atmosphärische CO2-Konzentration sehr genau aus den jährlichen CO2-Emissionen und macht auch – unabhängig vom Bern-CC-Parametersatz – über Jahrzehnte hinweg sehr genaue Vorhersagen der zukünftigen CO2-Konzentration, deren Abweichung vom tatsächlichen Wert im Rahmen der jahreszeitlichen Schwankungen der Mauna-Loa-Meßwerte liegt:

Quelle: Earth System Research Laboratory (https://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends/)

Die folgende Grafik zeigt, wie genau die CO2-Konzentrations-Meßwerte seit ca. 1950 (im wesentlichen die Mauna-Loa-Messungen) mit Hilfe des Bern Carbon Cycle Modells reproduziert und damit auch über Jahrzehnte extrapoliert werden können.

Die vorindustrielle CO2-Konzentration kann nicht so niedrig gewesen sein, wie die Eisbohrkern-Messungen anzeigen – entweder wegen systematischer Meßfehler, oder weil die CO2-Konzentration seit 1750 durch natürliche Ursachen um fast 20 ppm angestiegen ist. Die vergleichsweise geringen menschlichen CO2-Emissionen zwischen 1750 und 1900 (insgesamt 45 Gt) können nicht die Ursache eines so starken CO2-Anstiegs (17 ppm = 133 Gt) gewesen sein (vgl. Text „Vorindustrielle CO2-Konzentration„).

Für Auswertungen werden daher die mit Hilfe des Bern-CC-Modells korrigierten Werte (blaue Kurve) verwendet.